Talent-los

Ist das Kunst oder kann das weg?

Seit meiner Kindheit liebe ich das Zeichnen und kreativ sein. Wirklich Talent dazu, habe ich ehrlich gesagt nicht, aber das muss ich auch nicht! Kunst liegt im Auge des Betrachters und außerdem mache ich das ja für mich! Ich versuche mich an den unterschiedlichsten Stilrichtungen, da habe ich keinerlei Berührungsängste, denn ich weiß, am Ende sehe ich es allein und bin nicht gezwungen es mit anderen zu teilen!

Mit dem Moment, indem ich einen Stift halten konnte, wurde ich dazu getrimmt Rechtshänderin zu sein. Früher war das so. Das Problem an der Sache war und ist leider, dass ich beidhändig bin und es nie gefördert wurde. Vielleicht wäre ich ja auch Linkshänderin geworden und mein Hirn hat sich mit dem Mittelmaß zufriedengegeben, man weiß es nicht. Jedenfalls ist meine Rechte Hand die Schreibhand und 90 % im Alltag mache ich mit der Linken.

Das hier ist noch Kategorie schön. 😉

Durch dieses Ungleichgewicht, habe ich ein Problem Proportionen zu erkennen und umzusetzen. Ich spiegle alles, was ich sehe und kann es dann nicht sofort richtig erkennen. Unser mittleres Kind hat die gleichen Probleme. Bei ihm habe ich bereits sehr früh erkannt, dass er beidhändig ist und es gefördert. Leider sind Kitas und Schulen oft im alten Trott und erkennen so etwas nicht oder wollen, dass sich das Kind mit 4 für eine Schreibhand entscheidet. An sich ist das kein Problem, allerdings ist 4 noch etwas zu früh. Durch Corona hatten wir kein richtiges Vorschuljahr in der Kita, was die Entwicklung der Schrift etwas verzerrt hat, daher hat er sich erst mit 6 endgültig entschieden. Bei mir war das damals schon recht früh, allerdings habe ich mit beiden Händen geschrieben, was niemandem auffiel oder auffallen wollte. Mein Gehirn arbeitet anders. Deshalb leide ich unter einer mittlerweile nur noch leichten Legasthenie und einer Lernschwäche. Ich kann zum Beispiel immer noch kein Englisch, obwohl ich es seit 3 Jahren lerne. Okay, ohne Sprachlehrer und nur Theorie, aber der springende Punkt ist, ich kann mir viele Dinge nicht merken, die bleiben einfach nicht hängen.

Beim Zeichnen kommt dieses Problem, direkt zu tage. Ich kann zwar, wie viele andere auch, keine Hände malen, aber ich habe auch absolut kein Talent für Augen, Mund und Nase. Weder die Abstandsproportionen noch der Aufbau dieses Körperteils selbst. Und wenn wir dann den Rest der Bilder ansehen, erkennen wir noch mehr. Mein Hirn will alles symmetrisch machen, spiegelt es dann ins asymmetrische und zurück. Am Ende wird es krumm und schief, siehe die Horrorzeichnungen die gleich folgen werden:

Man erkennt wie verzogen das Gesicht ist und weder Richtung noch Proportion stimmen.
Hier ebenfalls sehr gut zu erkennen. Die Augen sind zum einen zu groß und zum anderen auch zueinander unterschiedlich. (Der Hals sieht nur so lang aus, weil der obere Strich des Schals fehlt;-))

Okay, hier fragt man sich: „Was zur Hölle ist hier falsch gelaufen?!“ Das Auge ist nur so blau, weil mir die Farbe verlaufen ist, Anfängerfehler! Die Gesichter, die ich zu Papier bringe, sehen alle gleich aus! Schief und Ausdruckslos. Sie unterscheiden sich nicht. Und dieses Horrorbild ist noch harmlos, allerdings das einzige, dass ich derzeit zeigen kann. Ich vermeide es Gesichter zu malen, einfach, weil ich es nicht kann. Doch wenn ich es dann ohne versuche, stimmen die anderen Proportionen nicht mehr. Dann ist das Papier zu klein, die Beine zu kurz, zu dick, die Finger Klumpen und die Schultern so breit wie bei einem Wrestler.

Bei den beiden kann man sehr gut den Unterschied erkennen. Frau in Rot, ohne Gesicht, hat ein kleines Schulterproblem. Der Arm kommt direkt aus dem Hals, lach. Und Frau in Violet hat einen asymmetrischen Po. Von den Armen reden wir jetzt mal nicht.

Ich habe diese Bilder gemalt, weil ich Lust dazu hatte, weil ich eine Person im Kopf hatte, die zu einer meiner Geschichten gehört, die ich schreibe und wollte sie sichtbar machen. Ich wünschte ich hätte Talent für Illustrationen um genau das zu tun, meine Charaktere zu visualisieren!

Doch ist es wirklich wichtig, dass meine Zeichnungen perfekt sind? Dass sie jedem gefallen? Nein! Mein Hobby ist Kunst und Kunst ist das, was du erschaffst! Ganz egal, ob die Singst, ob die malst, schreibst oder bastelst. Es ist und bleibt Kunst, die in deinem Kopf entstanden und durch deine Hände oder Stimme geformt wurde. In unserer schnelllebigen Welt ist es heute umso wichtiger ein Hobby zu haben. Etwas, das uns die Ruhe zurückbringt, die der Körper braucht. Wenn man arbeiten geht, wenn man den ganzen Tag seine Kinder betreut, seine Haustiere pflegt und sich um Partner/Freundschaften kümmert, vergisst man sich ganz schnell. Das führt dazu, das wir nicht mehr auf uns hören. Wir können krank werden, Depressionen entwickeln, vereinsamen. Auch in der Masse kann man alleine sein! Nehmt euch 1-2 Stunden am Tag. Ja das geht, ich weiß es aus eigener Erfahrung. Ich habe auch immer geglaubt das ich dafür keine Zeit hätte, aber doch, die kann man haben. Sucht euch etwas das euch Spaß macht, egal ob ihr gut seid oder nicht, es muss Spaß machen! Nehmt euch ganz bewusst Zeit dafür!

Und wenn ihr es immer wieder macht, werdet ihr auch automatisch besser.

MaLa

Mala Fauerbach

Autorin und alleinerziehende Mutter mit AuDHS.

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