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Leseprobe: Renew me

Kapitel 4

Es hatte noch eine Weile gedauert, bis Jenna mit den anderen aus dem Konferenzraum gekommen war und sie gemeinsam zu den Büros hinuntergefahren waren. Im Auffang, saß Chris und telefonierte. „Dr. Newman wird mit dir direkt in sein Büro gehen und danach kommst du bitte in meines, wir müssen uns kurz Unterhalten.“ Melissa sah zwar ein feines Schmunzeln in Jennas Gesicht, wusste aber, dass es womöglich Ärger geben würde.
Sie folgte Dr. New in sein Büro und setzte sich wie gefordert vor seinen Schreibtisch. „So Melissa, ich werde Sie nun Messen und Wiegen, Blut abnehmen und ein paar Fragen stellen zu Ihrem Gesundheitsprofil. Haben Sie Sportkleidung dabei?“ Melissa nickte kurz. „Ja ich habe bei Miss Clark im Büro meine Tasche stehen.“ „Sehr gut, denn ich würde gerne noch vor dem Mittagessen einen Belastungstest auf dem Ergometer mit ihnen machen!“ Erneut spürte Melissa die Angst, die in ihr emporkroch. Im Augenwinkel sah sie ihren Feind, das Ergometer. Wie hasste sie das Ding. Der Sitz war unbequem und drückte sich in ihren Hintern, bis alles taub war. Am liebsten würde sie Laufen oder andere Übungen machen. Jetzt wäre es noch freiwillig, ab morgen, wenn Chris sie in seinen Händen hatte, würde sie es verfluchen und am liebsten verschwinden! „Dann würde ich Sie bitten, sich kurz umzuziehen und dann wieder zu mir zu kommen!“, stand Dr. New auf und deutete zur Tür. Schnell ging sie den Flur hinunter zu Jenna. „Ich muss mich umziehen, kann ich das auf den Toiletten, oder sind die zu klein?“, sah sie die Kleinere an. „Geh hier neben in meinen Aktenraum, da hast du Platz und es kommt niemand rein, ich bin ja hier“, zeigte sie zur rechten Seite. In ihren neuen, schwarzen Sport Leggings, ihrem Neon pinken Sport BH und einem Sport Top, kam sie wieder hervor.
„Ich bin jetzt schon geschwitzt, was passiert, wenn ich da wieder rauskomme?“, zeigte sie mit dem Daumen hinter sich. Jenna lachte. „Du kannst danach direkt ins Hotel, duschen und umziehen. Unser Fahrer holt dich dann wieder ab und bringt dich zu dem Diner, in dem wir uns zum Essen treffen.“ Melissa sah sie erstaunt an. „Diner? Ich denke, ihr esst immer hier?“ Jennas Lippen verschoben sich immer wieder und irgendwann biss sie sich auf die Unterlippe. „Eigentlich darf ich dir das nicht sagen, aber Chris will hier nicht essen, es schmeckt ihm nicht und er will dich außerhalb erleben. Wissen wie du dich verhältst, wenn die Mahlzeiten nicht aufeinander abgestimmt sind.“ „Ein Test?“ „Kann man so nennen. Aber ich würde eher sagen, es ist ein Kennenlernen. Woher sollen sie wissen, wie du bist? Das eben mit der Jones war schon … interessant!“ „Das passiert, wenn ich mich in die Ecke getränkt fühle. Ich bekomme Panik. Und wenn ich nicht essen kann, werde ich eklig. Und das ging jetzt noch, frag Mal meine beste Freundin, wie unfair ich werden kann!“

Dr. Newman nahm ihr Blut ab, stellte sie auf die Waage und nahm Maß. Während er sie am Ergometer anschloss, tippte er die Ergebnisse in den Computer. „Miss Keller, ihre Werte sind alles andere als gut! Sie Wiegen 126 kg. Ihr BMI liegt derzeit bei rund 38, was adipös, also extremes Übergewicht ist. Da es bei Ihnen hauptsächlich das Bauchfett ist, besonders gefährlich! Sie haben nur 37,5 % Körperwasser, trinken Sie nicht genug?“ Melissa schüttelte den Kopf. „Nein leider nicht, ich vergesse das immer. Ich bin froh, wenn ich einen Liter zusammen bekomme. Im Sommer kann es auch Mal zwei Liter werden, aber das war es schon.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist zu wenig. Sie müssen mindestens drei Liter Wasser trinken! Ihr Knochenmaß ist okay und Ihr Muskelanteil ist mit 65,6 kg optimal. Aber ihr Körperfettanteil liegt bei 47,5 %, das müssen sie schleunigst ändern!“ Er ließ Melissa 20 Minuten strampeln und sah sich die Werte genau an. „Also wenn ich mir das betrachte, steht einem normalen Training nichts im Wege! Ich werde Mr. Cooper die Daten übermitteln und meine Empfehlung zur Ernährung an ihn und Miss Jones weitergeben. Ich denke, es wird reichen, wenn ich mich telefonisch bei Ihnen melde und auch Ihnen die Ergebnisse mitteile. Sollten die Werte der, Blut und Schilddrüsen Proben normal ausfallen, sehen wir uns erst in einem halben Jahr wieder, es sei denn, es wäre in der Zwischenzeit etwas, das ich mir ansehen müsste!“ Mit kurzen Notizen verließ Melissa kurz darauf das Büro und schlich mit einem schmerzenden Po und einem taub gewordenen Damm, den Flur hinunter.

Aus dem Büro von Dr. Peterson kam gerade Chris und grinste sie wissend an. „Das erste Mal auf dem Ergometer ist Horror, ich weiß!“ „Wenn man keine Pomuskulatur hat ja, aber das kannst du ja nicht behaupten!“, konterte sie, ehe sie bei Jenna anklopfte. Sein raues lachen, ließ sie erneut in seine Richtung sehen. „Gut gekontert Boston!“ Ein leichtes Glühen legte sich auf ihre Wangen. „Kommst du nun rein oder wie oft willst du noch anklopfen?“, riss Jenna die Tür auf und Melissa aus ihren Gedanken. „Oh Gott“, entfuhr es ihr und sie verschwand eilig in dem kleinen Büro. „Ich mache mich hier zum Depp!“
Nach einem Rüffel von Jenna und der bitte Alexandra nicht so offensichtlich vor der Kamera zu denunzieren, fuhr Melissa ins Hotel. Sie ließ auch direkt an, was sie trug, ohne sich verschwitzt in ihre Jeans zu zwängen und machte sich auf die Suche nach ihrem Fahrer. Duschen und umziehen war ihr jetzt wichtiger, als sich wegen so einer nervigen und oberflächlichen, dummen Kuh aufzuregen. Ihren Koffer packte sie gar nicht erst aus, sondern klappte ihn auf dem Tisch so auf, dass sie bequem an alle Kleidungsstücke rankam. Für die verschwitzten hatte sie einen extra Beutel, den sie sich als Erstes aus der Tasche zog, um ihre Sportkleidung loszuwerden. Nach einer ausgiebigen Dusche rief sie direkt Zoe an, um ihr von dem Erlebten zu erzählen.
„Du hast das nicht getan!“ Zoe kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. „Doch habe ich! Ich habe die Kamera schon nicht mehr bewusst gesehen und die ging mir echt einfach zu weit! Ich wollte mich ja erklären, aber wenn sie mir mit ihrem Mist ins Wort fällt, Pech.“ Während Zoe vor sich hin japste, zog Melissa ein Teil nach dem anderen aus ihrem Koffer, um sich ein Outfit zusammenzustellen. Sie hatte ausschließlich neue Klamotten dabei und außer der -passen die überhaupt- Trageprobe, noch nicht weiter damit ausprobiert, was zusammenpasst. „Und wie sind die anderen so? Ich meine, den Herren Sporttrainer hast du ja schon ‘beeindruckt‘.“ „Du kannst froh sein, dass du am Telefon und nicht im Raum bist. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich werde sie heute erst etwas besser kennenlernen. Wir treffen uns gleich zum Mittagessen. Alles in allem werde ich mir ein paar Tage Zeit geben, um sie zu Beurteilen.“ „Außer die Jones?“ „Außer die Jones!“, waren sich die Freundinnen einig.

In einem Knie langen Stretch Rock in Bordeaux und einer schwarzen Bluse, stand sie vor dem Spiegel. „Nicht schön, aber selten!“ Eine große Gold-schwarze Statementkette legte sich um ihren Hals und baumelte auf ihrem Bauch. Ihre schwarzen Sneaker passten ganz gut dazu, denn Absätze waren einfach nicht ihr Fall. Für die war sie zu groß und zu schwer. Die langen Schokobraun getönten Haare ließ sie diesmal über ihren Schultern liegen, statt sie in eine Klammer zu zwingen. Die Wimpern klebten noch gut an ihren eigenen und mit einem Getönten, Lippenpflegestift, brachte sie etwas Farbe in ihr Gesicht. Mit dem Smartphone machte sie im Badezimmer noch ein Foto für Zoe und sich, nach deren ok, mit einer Handtasche und ihrem Notizbuch auf dem Weg zum Wagen.

Viel Spaß und melde dich heute Abend bei mir! Zoe <<
Melissa schmunzelte. Ihre Freundin war wirklich immer für sie da, auch wenn sie verdammt neugierig war.

Im Diner war sie die Erste, aber das war durchaus okay, denn so konnte sie sich die Karte vorab ansehen und entscheiden, was sie essen würde und konnte. Wie es typisch für amerikanische Diner war, war das meiste überfüllt mit überflüssigen Kalorien, Kohlenhydraten Zucker und Fett.„Bei dem Salat müsste das Dressing getauscht werden, die können sicherlich auch ohne Zucker arbeiten. Fisch haben sie natürlich nicht, aber Schrimps, das ist doch wenigstens etwas.“ Sie murmelte vor sich hin und bemerkte nicht, wie sich jemand neben sie setzte. „Also ich empfehle das vegetarische Gericht, da kann man sich ohne Probleme noch ein Steak oder die Schrimps dazu braten lassen.“ Kurz zuckte sie zusammen und sah dann zu ihrer Rechten. „Herrgott, musst du mich so erschrecken? Das gehört nicht zu meinem Vertrag und alles, was gesundheitlich nicht gut ist, ist untersagt!“ Grinsend sah sie ihren Trainer an. Ein tiefes Lachen gurgelte aus seiner Kehle. „Okay, Punkt für dich! Ich werde mich bemühen, dich in Zukunft nicht mehr zu erschrecken. Ich quäle dich lieber!“ Scharf sog sie die Luft ein. „Erinnere mich nicht dran, ich hasse dich sonst jetzt schon!“ Schmunzelnd nahm er seinen Kaffee entgegen. „Ich denke damit, werde ich in Zukunft leben müssen. Gab es noch ärger?“ Melissa schüttelte leicht den Kopf. Ihre braunen Längen schoben sich in ihr Gesicht. „Nein, nicht wirklich. Jenna hat mir nur nahegelegt, solche Sachen nicht vor der Kamera anzusprechen. Nur bin ich ehrlich, wenn sie mich angreift, muss sie damit rechnen. Ihr alle übrigens!“ Abwehrend hob er die Hände. „Ich werde mich hüten! Ich will Beleidigungen der netten Art, nur beim Sport hören. Hat Dr. New schon was gesagt oder muss ich mir gleich selbst ein Bild von dir machen?“ Augenrollend legte sie die Karte weg, in die sie die ganze Zeit gesehen hatte, um Augenkontakt zu vermeiden, so war sie mutiger. „Er bringt dir sicherlich seine Aufzeichnungen mit. Den Rest bekommst du per E-Mail. Also sagen wir so, mich hat es nun nicht direkt wieder vom Ergometer gehauen, aber begeistert war ich eben so wenig wie er. Ich habe eine gute Knochendichte und optimale Muskelmasse, aber ich trinke zu wenig, da bin ich nicht Mal bei 40% Körperwasser. Der Fettanteil ist, oh Wunder, viel zu hoch. 47% meine ich. Aber das wird er dir ja gleich selbst sagen.“ Chris nickte und nippte an seinem Kaffee. „Ich schätze dich für so intelligent ein, dass du weder dich noch mich anlügen würdest, deshalb möchte ich das wir immer ehrlich und offen miteinander umgehen, ohne drum herumzureden.“ Melissa sah ihn an und nickte. „Ja bitte, das Umschreiben, geht mir auf den Geist, das muss ich beruflich jeden Tag. Es bringt mir nichts, wenn ich das hier …“ Sie nahm etwas ihrer Fettschürze zwischen zwei Finger. „Speckring nennen würde. Es ist nun mal Fett und gefährlich.“ „Dann sind wir uns da ja einig! Dass dein Fettanteil viel zu hoch ist, sieht jeder, da kann man auch nichts schönreden! Das Trinken werden wir üben und bei dem Sport, den wir machen, wirst du mehr trinken als jetzt, viel mehr!“ „Du tust es schon wieder.“ Chris wendete sich in ihre Richtung. „Was?“ „Du erinnerst mich an Sport und das ich dich hassen werde.“
„Schön, dass ihr schon da seid, lasst uns an unseren Tisch gehen.“ Jenna tauchte hinter ihnen auf und lief dann auf direktem Wege zum hinteren Teil des Diners. Dort stand ein größerer Tisch, an den sie sich setzte. „Ich habe von Dr. New die E-Mail bekommen, sieht ja gut aus und wird Chris sicherlich gefreut haben!“, grinste sie die beiden an und wischte dann erneut auf ihrem Tablet herum. „Mich? Wieso?“ Chris setzte sich neugierig neben sie und schaute sich an, was sie ihm zeigte. „Der Belastungstest sieht hervorragend aus, damit kann man arbeiten!“ Sein Grinsen wurde breiter und Melissa in ihrem Stuhl immer kleiner. „Oh bitte bring mich nicht gleich am ersten Tag um!“ Chris und Jenna fingen an zu lachen. „Wann denn sonst? Du gewöhnst dich ja daran und irgendwann wirst du die Übungen von der ersten Woche machen und mich fragen, wann wir mit den Aufwärmübungen aufhören!“ „Das bezweifle ich noch, aber ich lasse mich gerne überraschen! Wie werden wir das eigentlich machen, wenn ich wieder in Boston bin?“
Schmunzelnd ließ er sich im Stuhl zurück und sah sie sich genau an. „Nun, eigentlich dachte ich, ich hätte das Vergnügen, dich ein Jahr in meinen vier Wänden zu quälen, aber scheinbar zierst du dich schon, ehe ich angefangen habe.“
Melissa spürte wie die Hitze und Aufregung in ihrem Magen startete. „Wie genau ich es in meinen Plan einwerfen kann, weiß ich noch nicht, aber ich habe Freunde, die mir helfen werden!“ „Das heißt?“ Nun wurde Jenna ebenfalls neugierig. „Meine ehemaligen Kollegen werden mich unterstützen. Je nachdem wer gerade Zeit hat, wird dann zu Melissa fliegen und sie bei ihrem Workout unterstützen und es gegebenenfalls anpassen. Sie wird sich ja unweigerlich steigern. Ich denke, wenn einmal die Woche jemand vorbeisieht, sind wir auf dem richtigen Weg. Du musst mir nur versprechen, dass du mindestens dreimal die Woche meinen Plan verfolgst und es komplett durchziehst! Wenn du es nicht tust, wird es länger dauern, bis du fit genug bist dich zu steigern. Je mehr Sport du machst, umso höher wird dein Kalorienverbrauch. Ergo, du wirst eine 4. Mahlzeit bekommen und du nimmst ab. Wenn du dich selbst belügst, belügst du mich und das wollten wir nicht.“ Schnaufend sah Melissa Chris an und nickte. „Diese Motivation, die gerade durch meinen Körper fließt, herrlich!“, sagte sie sarkastisch und schmunzelte.
Die Kellnerin sah die drei lachenden Personen und schüttelte den Kopf. Das bekam sie hier eher selten zu Gesicht. Die meisten die hier hereinkamen, bestellten, aßen und verschwanden wieder. Erneut öffnete sich die Tür und zwei Männer betraten das Diner, die sich ebenfalls an den Tisch begaben. Dr. Newman und Dr. Peterson, setzten sich auf die freien Plätze und legten ihre Mappen vor sich. „Schön, dass Sie da sind, dann können wir ja bestellen“, schaute Jenna kurz und nahm sich dann die Speisekarte. „Kommt Miss Jones nicht?“ Dr. New fuhr sich durch die Haare und nahm sich dann ebenfalls eine Karte. „Nein, sie möchte im Catering essen!“ Jenna schien amüsiert. Mit leichter Schamesröte im Gesicht sah Melissa in die Runde und schnappte sich dann ebenfalls eine der Karten, um sich dahinter zu verstecken.
Wie Chris empfohlen hatte, suchte sie sich eines der vegetarischen Gerichte raus und ließ sich dazu Schrimps, ein Wasser und einen ungesüßten Tee bringen. Das Essen lief entspannter ab als die Runde im Konferenzraum. Also schien Miss Jones tatsächlich einer der Störfaktoren zu sein. Das musste Melissa im Auge behalten. Entschuldigen wollte sie sich auch noch, denn Erziehung hatte sie sehr wohl genossen.
Mit Dr. New verblieb sie dabei, dass er sich melden würde, sobald die Ergebnisse da waren, nur im Ernstfall, bei Schilddrüsen oder Leber Problemen, würde er sie zu einem weiteren Gespräch einladen. Dr. Peterson hingegen wollte sie noch am Nachmittag zum ersten Gespräch treffen, das ebenfalls ohne Kamera stattfand. Sie durften nur das Treffen filmen, darauf hatte der Arzt bestanden. „Wir treffen uns morgen früh zum Sporttest, heute lasse ich dich noch einmal in Ruhe. Es sei denn, du möchtest unbedingt, dann findest du mich später im Hotel Fitnessbereich.“ Chris reichte ihr die Hand und gab ihr die Nummer von dem Prepaid-Handy, das man ihm gegeben hatte. „Sollte etwas sein, was den sportlichen Teil betrifft, kannst du mich dort anrufen, ich werde mich dann um dich kümmern- wenn möglich.“ „Danke! Ich werde es mir überlegen“, griff sie nach der Karte. „Dann sehen wir uns morgen früh.“ Winkend stieg er in den bestellten Wagen und ließ Melissa mit Jenna zurück. „Muss ich noch etwas wissen?“ Melissa steckte die Karte in ihre Tasche und versuchte, die Notizen von Jenna zu lesen. „Dr. Peterson wird dir später alles Wichtige zu den Sitzungen sagen und gegebenenfalls bekommst du da die Nummer seines Büros, um dich mit ihm in Verbindung setzen zu können.“ „Wo ist Jones? Ich schätze, dass ich um sie nicht herum komme, also werde ich mich entschuldigen und versuchen mit ihr einen Plan zu erstellen. Aber sollte sie mir wieder dumm kommen, werfe ich sie aus dem Plan! Und meine Wohnung wird sie ebenfalls nicht betreten, das kann jemand anderes gerne übernehmen.“

gleich erste Sitzung mit Peterson, ich bin gespannt. Melde mich später, Mel.<

Herzklopfen und zitternde Hände, so stand sie vor dem Büro von Dr. Peterson und traute sich, keinen weiteren Schritt zu tun. Sie wollte nicht ihr Inneres nach außen kehren, sich vor ihm seelisch entblößen, aber sie hatte keine andere Wahl, wenn sie dem Drang zu essen, endlich entfliehen wollte. Ein paar Mal holte sie tief Luft, ehe sie an die Tür klopfte. Dumpf drang die Stimme zu ihr durch. „Kommen sie rein!“ Langsam öffnete sie die Tür und blickte mit dem Kopf hinein. Das Kamerateam stand schon bereit und das Licht leuchtete rot. Sie setzte ein Lächeln auf und schritt komplett in den Raum, um die Tür wieder schließen zu können. „Miss Keller, schön, dass Sie da sind. Wir werden uns heute mit einem kurzen Gespräch etwas Kennenlernen und dann in Zukunft, einmal die Woche, zu einem Termin treffen.“ Er reichte ihr seine raue Hand, mit den langen Fingern. Sein gestutzter Bart umrahmte das Lächeln, welches er ihr, wahrscheinlich für die Kamera, schenkte. „Hallo Dr. Peterson, ich freue mich auch, bin allerdings etwas nervös, ich hatte solche Gespräche noch nicht.“ Nach einem harmlosen Geplänkel bat er die Kamera nach draußen, um mit ihr unter vier Augen sprechen zu können. „Miss Keller, darf ich Sie Melissa nennen?“ Freundlich nickend befürwortete sie seine Anfrage.
„Also, Melissa. In diesem Projekt werden die Gespräche größtenteils mitgefilmt, das hatte man, denke ich schon angesprochen. Allerdings verstehen viele ebenfalls darunter, dass sie ihre Therapie Sitzungen, anders als für meinen Beruf wichtig, öffentlich machen. Da möchte ich dich beruhigen! Ich unterliege der Schweigepflicht und werde nichts von dem, was wir hier besprechen, nach außen dringen lassen! Das, was wir im Fernsehen zeigen, sind abgesprochene Szenen. Heißt, alles wird freiwillig von den Kandidaten erzählt.“ Überrascht lehnte sie sich zurück und sah ihn an. „Das heißt, Mr Gibson wollte mich hinterrücks dazu bringen, auf die Tränendrüse zu drücken und Einschaltquoten zu bringen?“ „Sagen wir so, je schlimmer das Leben des Kandidaten, umso mehr Presse.“ „Das tut mir aber leid! Denn ich habe nicht vor, die beste Presse zu bekommen. Ich meine das hier ernst und möchte, dass man mir hilft!“ „Ich werde dir helfen Melissa. Die Stunden werden wir nutzen, um uns zu unterhalten, dem inneren Druck auf die Spur zu kommen. Ich möchte dich begleiten und wenn du reden möchtest, werde ich da sein. Du musst mir vertrauen, damit das funktioniert!“ Melissa war sehr unsicher, auch wenn sie es immer wieder zu überspielen versuchte. Ihm würde sie auch am wenigsten vormachen können. „Ich habe übrigens deine Notizen heute Morgen mitgenommen, die hattest du im Konferenzraum liegen lassen.“ Er schob die losen Blätter über seinen Schreibtisch. „Das du versuchst aufzuschreiben, wie es dir um eine Attacke herum geht, finde ich einen sehr guten Ansatz. Hast du Mal versucht, es zu sagen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe diese Attacken meistens in den Situationen, in denen ich nicht auf ein Tonband sprechen kann. So wie heute Morgen, sind es Kleinigkeiten, die mich aus der Spur kommen lassen.“
„Ich verstehe. Versuch doch Mal, das, was passiert ist, und deine Lösung, danach in Worte zu fassen. Direkt im Anschluss an so eine Attacke. Da ist es egal, ob du ihr nachgekommen bist oder nicht. Es geht allein darum, was du dir gefühlsmäßig behalten hast und wie ehrlich du zu dir selbst bist. Ich möchte es unterstützend zu unseren Gesprächen verwenden. Dadurch lernen wir beide mehr über dich.“ Er tippte auf seiner Tastatur herum und sah über seine Brille hinweg, auf den Bildschirm. „Ich stelle dir ein Rezept aus. Das sind pflanzliche Mittel und beruhigen. Sollte es dir in einer unmöglichen Situation so ergehen, kannst du versuchen es damit zu unterbinden. Für die Tonaufnahmen kannst du dein Smartphone benutzen oder ich gebe dir ein Gerät mit.“
„Danke Doc! Ich werde es erst mit meinem Telefon versuchen. Und wie ist das nun mit der Kamera?“ „Wir werden immer einen extra Tag haben, an dem gefilmt wird. An diesen findet kein wirkliches Gespräch statt. Wir können also vorher absprechen, über was wir reden. Zum Beispiel über die Essstörung, wie sie sich zeigt, was passiert und so weiter. Alles, was du für zu persönlich hältst, musst du nicht erzählen, versprochen!“ Erleichtert atmete sie aus und lächelte das erste Mal, seit sie in seinem Büro saß. „Wenn ich wieder in Boston bin, kommen sie dann zu mir?“ „Ich denke, das wäre das Einfachste. Wenn du deinen Trainingsplan hast, werden wir unsere Gespräche dazu anpassen. Wenn du dann zum Beispiel in Davenport bist, würde ich dort hinkommen.“
„Das hört sich nach einem Plan an. Dann würde ich sagen, treffen wir uns morgen, zu unserem ersten, richtigen Gespräch!“ Dr. Peterson nickte und reichte ihr seine Hand. „Bis morgen Melissa und nun genieß‘ etwas die Stadt, morgen wirds anstrengend.“

Nach dem anschließenden Termin bei Alexandra Jones, dass wider Erwarten unmöglich gewesen war, kämpfte Melissa damit keine Attacke zu bekommen. Sie konnte und wollte nicht schon am ersten, nicht Mal wirklich offiziellen Tag schwächeln und in alte Muster zurückfallen.
Vom Fahrer ließ sie sich zu einem Park bringen, in dem sie erst einmal eine halbe Stunde spazieren ging, um den Kopf freizubekommen. Bevor sie zum Wagen zurücklief, setzte sie sich auf eine Bank und schaute auf das, was vor ihr lag. Zwischen all dem Grün, den Hunden und Menschen, dachte sie darüber nach wie schwer die Wochen, nein das Jahr, werden würde. Nicht nur dass sie sich von ihrem Schmerzstiller, dem Essen verabschieden musste, sie musste auch noch Sport treiben. Ihr würden die Knochen und Muskeln weh tun, sie würde heulend zusammenbrechen und sich im Fernsehen und vor ihrem Coach blamieren. Sport, das war einfach etwas, das kannte sie und machte sie in Maßen, aber so wie sie es tun müsste, hielt sie es keine 10 Minuten aus. Es tat weh, es nahm ihr die Luft und vieles schaffte sie einfach nicht, egal wie sehr sie sich auch anstrengte. Sie hatte Angst, dass Chris es nicht verstehen und sie anbrüllen würde. Nein, brüllen würde er nicht, das konnte sie sich nicht vorstellen, aber er würde sie immer weiter antreiben und ihr nicht glauben, dass sie es nicht konnte. Sie würden streiten und sie würde heulend davonlaufen. Schnaufend saß sie da und hoffte, dass diese Szenerie niemals eintreten würde.
Neben ihr erschien plötzlich ein Schatten. Sie ignorierte es, da sie hier niemand kannte. „Darf ich?“ Melissa kannte die Stimme, die hatte sie heute schon gehört. Sie sah an dem Schatten entlang und blickte in die hellen Augen von Will. „Äh, ja klar.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er sich neben sie. „Hast du dir etwas unseren Park angesehen?“ Nickend schaute sie wieder vor sich. „Ja, ich musste einfach Mal den Kopf frei kriegen. Die Jones macht mich wahnsinnig!“ Das Lachen gluckste in seinem Hals, aber er versuchte, es sich zu verkneifen. „Sie ist nicht einfach, aber ich denke, sie möchte nur das Beste für die Kandidaten. Keine Ahnung.“ „Will, ganz ehrlich. Zwischen das Beste wollen und dicke Menschen von oben herab behandeln, liegen Welten! Ich habe ihr gesagt, dass es keine Besichtigung in meiner Wohnung geben wird, da ich keine Kamera in mein Appartement lasse! Sie hat es wieder Mal persönlich genommen und mir nicht mal indirekt, sondern direkt unterstellt, dass ich Essen bunkern würde. Ist diese Frau direkt von der Grundschule? Die kann niemals studiert haben!“ Nun musste er doch lachen und legte dann seine Unterarme auf den Beinen ab. „Ich habe keine Ahnung, ich gehöre nur zum Kamerateam. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du Essen Bunkern oder dich nicht an den Plan halten würdest! Das, was ich mitbekommen habe, zeigt doch, dass du das Schaffen möchtest. Ich bewundere das!“ Melissa sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Bewundern? Was zum Teufel gibt es da zu bewundern?“ Sein Blick wechselte immer wieder zwischen ihr, dem Park und dem Boden. „Na ja, du möchtest an dir Arbeiten und etwas verändern. Das Ganze im Fernsehen. Den Mut muss man erst einmal aufbringen! Ich finde ja, dass du das alles nicht nötig hättest, aber ich denke, wenn du wirklich so viel an Gewicht verlieren willst, brauchst du Cooper und auch Doc Peterson!“ Melissas Augen wurden immer kleiner. War das ein Versuch, sie an zu flirten? Wollte er sie manipulieren? Was hatte er vor? „Ich habe mir das selbst angetan und ich leide darunter! Also muss ich auch selbst etwas tun und nicht den Weg über eine Magen OP gehen! Egal wie sehr ich heulen und Chris hassen werde, ich muss da durch!“ „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg! Ich werde ja oft dabei sein, dank meines Jobs. Ich hoffe, du wirst es nicht bereuen.“ Nun sah sie ihm direkt in die Augen. Ein leichtes Funkeln konnte sie dort wahrnehmen. „Danke!“ „Soll ich dich zum Wagen bringen? Der Tag war lang.“ Gemeinsam gingen sie zu dem dunklen Auto. Melissa verabschiedete sich und sah ihm nach, als der Fahrer die Straße entlangfuhr.

Auf ihrem Zimmer schmiss sie sich direkt in ihre Sportkleidung, sie musste noch etwas Wut rauslassen und das ging am besten beim Sport. Sie machte freiwillig Sport, oh man, es schien schon zu wirken. Die Angst, ihren Coach zu enttäuschen.
Mit ihren Kopfhörern auf den Ohren, den langen Haaren in einem Zopf und dem Handy für die Musik in der Hand, schlenderte sie durch das Hotel und fand auch direkt den Raum. Zuerst schnappte sie sich zwei kleine Gewichte und stellte sich das Laufband ein. Zum Aufwärmen etwas Walken und dann ab an den Boxsack. Musik an, Hanteln in die Hand und los ging es. 20 Minuten schnelles gehen mit den 2 kg Gewichten pro Hand in schwingenden Bewegungen, das brachte die müden Muskeln in Fahrt. Auf den Ohren hatte sie einen Mix aus allem, was in Deutschland in den Charts war. Die American-Billboard-Charts waren eindeutig nichts für sie. Einzig die rockigen Sachen hielten sich in etwa gleich. Das Laufband stoppte und Melissa schnappte sich direkt ihre Wasserflasche. Chris hatte recht, mit dem Sport würde sie nicht nur eine Menge Wasser verlieren, sondern auch sehr viel trinken. Mit geübten Griffen tapte sie sich die Hände und schlüpfte in die Boxhandschuhe. Leider fand sie keinen Trainer, der sie zuband, daher versuchte sie es so. Die Musik beschallte ihre Gedanken, die Wut rutschte über ihre Arme und Hände, direkt in den Sandsack, der sich nur minimal bewegte. Sie hatte einfach keine Kraft, das wusste sie, aber zumindest hatte sie nun ein Ventil, statt dem Essen. Sie drosch eine halbe Ewigkeit auf diesen Sack ein und irgendwann merkte sie nicht Mal mehr, was um sie herum passierte, wie sehr sie das Leder malträtierte und das der Sack sich keinen Millimeter mehr bewegte. Nach dem letzten Schlag, in den sie laut hinein brüllte, sah sie, wie sich ein Kopf seitlich in ihren Blick senkte. „Chris?“ Schwer außer Atem sah sie ihn an und zog an ihren Handschuhen, um etwas trinken zu können. „Wie lang bist du schon hier?“ Mit Schwung hüpfte er auf den Würfel, der neben ihm stand. „Ich glaube, du bist noch 5 Minuten um dein Leben gelaufen, als ich reinkam. Ich habe dahinten trainiert, an den Geräten. Aber als du wie von Sinnen auf den armen, wehrlosen Sack eingeprügelt hast, dachte ich, ich muss Mal nach dir sehen. Nicht das du hier einen Herzschlag bekommst!“ Seine dunklen Augen leuchteten und sein freches Grinsen, entlockte Melissa ein erschöpftes Lachen. „Ach ich musste da etwas Wut rauslassen. Sei Stolz, normalerweise würde ich jetzt eine Tüte voller Junk-Food in mein Zimmer schleppen und mich ins Koma fressen!“ Chris schüttelte mit dem Kopf. „Loben würde ich nicht sagen. Ich bin stolz auf dich das du widerstanden und lieber Sport gemacht hast, aber Loben? Lob bekommst du, wenn du es verinnerlicht hast, wenn du es aus Überzeugung machst. Heute hast du noch Willen und Motivation dazu. Lass erst einmal ein paar Tage oder Wochen vergehen, dann sprechen wir uns wieder. Denn dann wirst du nicht so schnell zu der Entscheidung kommen, dass Sport die bessere Lösung ist!“ Beinahe wäre ihr der Mund offen stehen geblieben, damit hatte sie nun nicht gerechnet. Ein kratzendes „Okay!“, mehr brachte sie nicht hervor. Er sah ihr an, dass sie das nicht wirklich Verstand, aber er war ein Freund ehrlicher und direkter Worte. „Es bringt dir nichts, wenn ich dir den Hintern Puder! Was glaubst du, wird passieren, wenn mein Kumpel Jon auftaucht? Der kennt wirklich keinen Spaß. Ich sehe es als Wettkampf. Du gegen mich. Aber er, er wird dir noch ehrlicher sagen, was Sache ist!“ Nun musste sie sich setzen. Mit einem kräftigen Stupser schob sie Chris von dem Würfel.
„Hee, ganz schön frech!“ Sie grinste und legte die Arme ineinander. „Du hast dich für ein Jahr verpflichtet!“ „Ah, erinnre mich nicht dran!“ Schmunzelnd sahen sie sich an. „Wer ist Jon und wie sehr wird er mir weh tun?“, wurde sie wieder Ernst. „Er ist auch ehemaliger Wrestler. Nur das er freiwillig gegangen ist. Er war ebenso wie die anderen die mich Unterstützen werden, interessiert an dieser Idee. Und da er derzeit pausiert, hat er Zeit. Aber er wird dir nicht wirklich weh tun, er wird dich antreiben und er wird verdammt ehrlich sein. Also arbeite an deiner Gegenwehr, das darfst du nicht zu sehr an dich heranlassen.“
„Kommen da noch mehr? Du willst mich fertig machen, kann das sein? Ich bereue es schon.“ „Wir wollen dir helfen und dazu gehört es, dass ich dich fertig mache, sonst könntest du auch in ein 0815 Studio gehen!“ „Ich hasse dich jetzt schon. Du hast recht und du willst mich mit Vorliebe fertig machen, mit Hilfe sogar.“ Sie stand auf und sah ihm direkt in die Augen. Er war gerade Mal 3 cm größer als sie. „Aber ich werde es dir heimzahlen, nächstes Jahr!“ Mit einem fetten Grinsen hielt sie seinem Blick stand. „Okay, dann bin ich Mal gespannt!“ Melissas Handy piepte und riss sie aus seinen Augen. „Ich glaube, meine Beste kann nicht mehr länger warten. Ich muss Meldung machen!“ Sie wedelte mit dem Smartphone und ging an ihm vorbei. „Wir sehen uns morgen um 8 hier wieder.“ Melissa blieb kurz stehen und drehte sich zu ihm.
„8 Uhr?“ Sein Nicken verriet, das sie sich nicht verhört hatte. „Und Frühstück?“ „Erst Sport! Dann ein eiweißreiches Frühstück und du bekommst einen Kaffee.“ Sie schnaubte aus. „Okay, dann wirst du der Erste sein, den ich sehe, nachdem ich aufgestanden bin, hat was!“, drehte sie sich wieder um und verschwand im Gang. Chris blieb kopfschüttelnd und lachend zurück. Mit ihr würde er definitiv seinen Spaß haben.

War beim Sport, gehe kurz Duschen und melde mich dann. Mel
Sport? Ach du meine Güte, hat er schon so schnellen Erfolg? Ich glaube, ich muss mir den einmal genauer ansehen 😀
Eher Wut auf die Jones! Aber Chris wird mich antreiben und Leiden lassen!
Gegen Treiben hat niemand was.. lol
Blöde Kuh!

Nach einer entspannenden Dusche steckte sie ihre Sportkleidung in den Sack für die Reinigung und ließ diesen Abholen. Sie hatte zwar noch Kleidung mit, aber zum einen wusste sie nicht, wie oft sie sich im Fitnessbereich noch herumtreiben würde und zum anderen wollte sie keine riechende Kleidung zwischen die saubere legen.
„Und wie war es? Was hat die Jones wieder getan? Und was will Chris tun?“ Melissa hörte, dass Zoe sich eine Tüte Chips auf den Schoß gestellt hatte. „Du bist mir vielleicht eine Freundin! Du müsstest mich eigentlich unterstützen und nicht genau das futtern, was mir immer zum Verhängnis wird!“ „Nö, du musst das abkönnen! Außerdem habe ich da so eine Lust drauf, da ist mir das, was du mir aus Philadelphia androhst so was von egal!“ Ein lautes Kichern kam durchs Telefon. „Zum Glück habe ich den Lautsprecher an. Die Jones hat mir einen groben Plan ausgehändigt. Einkaufsliste und Lebensmittel, die gut für mich wären. Dazu ein paar Rezepte. So weit, so gut. Dann fing sie an, nach einem Termin zu suchen. Ich habe alle abgelehnt. Zum einen, weil sie mir nicht gesagt hat, warum sie den wollte, und zum anderen, hatte ich ja am Morgen schon gesagt, dass die Termine mit Doc und Chris wichtiger sind.“ „Und was hat sie gesagt?“ Zoe hielt es kaum mehr aus. „Nun ja, sie zickte irgendwann herum, warum ich keinen der Termine annehmen würde, schließlich müsse sie sich ja meinen Kühlschrank und die Vorräte ansehen.“
„Hat sie nicht!“ „Doch hat sie! Ich habe sie dann freundlich darauf hingewiesen, dass ich keine Vorräte habe und mein Kühlschrank sie nichts angeht. Es wird kein Kamerateam in meine Wohnung kommen, da ich im Fernsehen nicht zeigen will, wo und wie ich lebe! Sie hat dann ein paar Mal nach Luft geschnappt und dann ging es auch schon los.“ Zoe schob sich hörbar den Mund mit Chips voll und brummte. „Mhhmmm.“ „Miss Keller, wenn Sie dieses Programm mitmachen möchten, dann müssen Sie sich an die Ernährungspläne halten. Woher soll ich wissen, dass Sie sich an das Halten was ich Ihnen mitgebe? Und das in einem Tonfall, der war wirklich ätzend!“, erzählte Melissa weiter. „Ich habe sie dann gefragt, ob sie mich für dumm und gefräßig hält. Wenn ich mich mit Essen vollstopfe, wird es Dr. New und auch Chris direkt merken. Außerdem wird es mir nichts bringen! Ich weiß, was ich einkaufen muss! Ich habe ihre Rezepte auf den Tisch gelegt und gesagt die würde ich nicht nachmachen, da ich das meiste davon nicht Mal esse, was da reinkommt! Und wenn ich Mal Lust auf etwas Süßes habe, dann gönne ich mir dunkle Schokolade. Ich weiß, wo ich Gute und sehr Dunkle bekomme. Dafür habe ich mein Sportprogramm! Sie könne mir gerne weitere Vorlagen mitgeben und sich ab und an, wenn ich hier bin, mit mir besprechen, aber das war’s auch schon!“ „Melissa in Action! Und daraufhin hat sie dich hinausgeschmissen?“ „Sie hat mich spüren lassen, dass ich die Fette bin, die Hilfe braucht und nicht sie. Ich habe sie gefragt, warum sie das macht, wenn sie so ein Problem mit Fettleibigkeit hat. Kam nur der typische Satz; mit einem Kuschelkurs lernt man es nicht! Also alles eine Frage des Geldes!“ Zoe kicherte unentwegt und bewunderte Melissas stärke. „Und du dachtest, du würdest untergehen! Dabei hast du die Kontrolle über das, was du willst.“ Melissa war fertig mit anziehen und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Kontrolle habe ich keine, noch hat der Spaß nicht angefangen! Morgen früh um 8 Uhr Sport mit Chris und dem TV-Team. Ich hatte noch keinen kompletten Tag und schon keine Lust mehr! Mir würde es ausreichen, wenn ich mit dem Doc reden und ab und zu mit Chris Sport machen könnte.
Ach Zoe, ich weiß nicht, ob das so gut war!“

MaLa

Mala Fauerbach

Autorin und alleinerziehende Mutter mit AuDHS.

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